Vervoordt & Sohn
In diese alte Gasse sind sie gekommen
Neueröffnung in der Altstadt von Antwerpen: Der Kunsthändler Axel Vervoordt und sein Sohn treten nun auch als Galeristen in Erscheinung. Zum Auftakt zeigen sie auf weißen Ziegelwänden und schwarzem Steinboden Werke von Günther Uecker.
Von Magdalena Kröner
05. März 2011 Der Vlaeykensgang unweit der berühmten Liebfrauenkathedrale in der Altstadt von Antwerpen atmet Geschichte. Jacob Jordaens wurde in der schmalen Gasse geboren, ebenso Anton van Dyck. Die Reisenden des Mittelalters konnten ihre Pferde tauschen, und ein Kloster befand sich dort. Seit ein paar Wochen ist der Vlaeykensgang ein Stück an die Gegenwart herangerückt: Der Kunsthändler Axel Vervoordt hat mit seinem Sohn Boris die „Axel Vervoordt Gallery“ eröffnet, die sich zeitgenössischen Künstlern widmen will.
Der vier Meter hohe Hauptraum der Galerie ist gemäß dem Goldenen Schnitt konzipiert. Der Würfel prangt mit weiß gekalkten Ziegelwänden, schwarzem Steinboden, dem man ansieht, dass über Jahrhunderte Menschen darauf gelaufen sind, und einer schweren geschnitzten Holzdecke. Ein Kamin verbreitet Behaglichkeit, Bleiglasfenster öffnen sich in einen stillen Innenhof. „Zuerst waren wir schockiert, als wir die Räume sahen, so leer und schlicht erschienen sie uns“, sagt Boris Vervoordt.
Den Auftakt des Programms macht Günther Uecker mit Arbeiten aus seinem Zyklus „Black Rain“, der sich mit dem Christentum und dem Islam befasst. Dunkle Tinte scheint in dicken Tropfen auf drei große Leinwände zu regnen. Zwei Nagelungen symbolisieren Glaubenssätze aus Koran und Bibel. Eine Stoffbahn hat Uecker mit einem Vers aus dem Buch Joshua beschrieben, zwölf Steine entsprechend den Kapiteln des Alten Testaments dazugelegt. (Die 100.000 bis 120.000 Euro teuren Werke sind bereits verkauft.)
Die Wahl des Galeriestandorts war nicht zufällig: Dort hatte Axel Vervoordt 1974 seine erste Einzelschau mit Werken des belgischen Zero-Malers Jef Verheyen gezeigt - da gehörte ihm die historische Gasse bereits. Im Alter von einundzwanzig Jahren kaufte er von ersten Einkünften, die er bereits als Teenager mit Antiquitätenverkäufen verdiente, den verwinkelten Gebäudekomplex.
Erfolge als Antiquitätenhändler
Es war Ende der sechziger Jahre, und die Stadtoberen hatten ganz andere Pläne als der junge Käufer; man bot ihm Geld, damit er alles abreißen und ein Parkhaus bauen würde. Der Sohn eines Pferdehändlers blieb jedoch stur und setzte seine Ideen durch: Heute besteht Vlaeykensgang aus sechzehn sorgsam renovierten, zusammenhängenden Häusern und beherbergt neben der Galerie Wohnungen und ein Restaurant, ebenfalls eingerichtet von Vervoordt.
In den Folgejahren konzentrierte sich Vervoordt auf sein Geschick als Händler mit Antiquitäten. Adel und Geldadel zählen längst zu den Kunden des Vierundsechzigjährigen, der sich inzwischen auch als Ausstellungsmacher betätigt.
Eine Inszenierung voller Kontraste
Von seinem Schloss nahe Antwerpen aus stellte er seit 2007 großangelegte Präsentationen in Paris und im Palazzo Fortuny in Venedig zusammen. „Artempo“, „Academia“, „Infinitum“ hießen die - teils bejubelten, teils wegen ihrem Hang zur Dekoration und ihrem kommerziellen Hintergrund geschmähten - Schauen, in denen Vervoordt weiterentwickelte, was er auf Messen zu seinem Markenzeichen machte: die effektvolle Kombination aus High and Low, Altem und Neuem, Kunst und Gewerbe, inszeniert in stimmungsvoll ausgeleuchteten Räumen, in denen eine altägyptische Büste sich durchaus mit einem Stein von der Straße wiederfinden kann, daneben ein Fontana samt üppigem Barock.
Vater und Sohn betonen „Aura“, „Spiritualität“ und „überdauernde Werte“ der Kunst. In der Galerie zeigt man Zero- und Gutai-Künstler oder Roman Opalka - alle nicht unbedingt jung: „Zeitgenössisch heißt für uns: neue Arbeiten der Künstler, mit denen wir seit langem verbunden sind. Also kein secondary market.“
Text: F.A.Z.
Bildmaterial: Axel Vervoordt Gallery
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